Farner und Islam Alijaj holen Bronze
Nach dem bronzenen Löwen in der Kategorie Film Craft holt Farner in der Kategorie “Sustainable Development Goals Lions” ein zweites mal Edelmetall an die Löwenstrasse. Ausgezeichnet wird das Projekt „Giving a Voice to the Unheard“ für Islam Alijaj. Wir haben mit David Wember gesprochen, der bei Farner als Head of Campaigning arbeitet.
Wie ist Zusammenarbeit mit Islam Alijaj zustande gekommen?
Islam hat uns angefragt. In einem ersten Call hat er mir dann erzählt, wie er sich seinen Wahlkampf vorstellt: «Ich will kein Mitleid, lass uns einfach eine geile Kampagne machen». Und mir war schnell klar, das wird nicht einfach, aber da weiss einer, was er tut.
Was war die grösste Herausforderung bei der Entwicklung der Kampagne und wie seid ihr damit umgegangen?
Islam steht eine der zentralen Eigenschaften von erfolgreichen Politikern – die öffentliche Rede – nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Vieles im Wahlkampf hat sich deshalb darum gedreht, mit dieser Herausforderung umzugehen. Ganz zentral war dabei seine Organizing-Kampagne, bei der sich viele Menschen mit und ohne Behinderung für ihn engagiert haben, sei es beim Organisieren von Veranstaltungen oder auf Social Media. Ein weiterer wichtiger Baustein war Islams KI-Avatar, mit dem wir die Sprechbehinderung in einem Video zu einem Teil egalisieren konnten und der zum erfolgreichsten Social Post der gesamten Kampagne wurde.
In Cannes werden in erster Linie Werbekampagnen für Unternehmen ausgezeichnet. Wie unterscheidet sich die Entwicklung einer politischen Kampagne von der Entwicklung einer kommerziellen Kampagne?
Ich mache in erster Linie politische Kommunikation, die Unterschiede zu Werbekampagnen können andere besser beurteilen. Aber: Dass es Wahlkämpfe in Cannes und auch bei anderen Awards tendenziell schwerer haben, erscheint mir durchaus einleuchtend. Denn guter Wahlkampf lässt sich meist nicht auf einen bestimmten Insight oder eine kreative Idee herunterbrechen, sondern lebt von einer grossen Erzählung, dem persönlichen Einsatz der Kandidierenden und einer perfekten Organisation.
Der wichtigste Erfolg für die Kampagne war, dass Islam Alijaj in den Nationalrat gewählt wurde. Wie schneidet ein Cannes-Löwe daneben ab?
Mit seiner Wahl hat Islam Geschichte geschrieben und nun die Chance, wirklich etwas zu verändern. Die wichtigste Jury sind also die Wählerinnen und Wähler in Zürich. Aber: Vor allem Islam selbst sind diese Auszeichnungen wichtiger, als man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte. Er will unbedingt zeigen, dass man auch mit seinen Voraussetzungen hervorragend kommunizieren kann.
Am Dienstag gewann Farner den ersten Cannes-Löwen in der Agenturgeschichte, heute bereits den zweiten. Ist mit euch auch in Zukunft zu rechnen in Cannes?
Das hoffe ich.